Schnupfen bei Kaninchen und Co.

 

Kleinsäuger

Wenn unsere kleinen Haustiere plötzlich niesen, kann das ein einfacher Schnupfen oder eine komplizierte Infektion sein. Was sind die Ursachen? Wie findet man sie heraus? Und was kann man dagegen tun?

Der Begriff Schnupfen wird verwendet, wenn eine Entzündung in der Nase zu Niesen und vermehrtem Nasenausfluss führt. Das vermehrte Nasensekret ist eine Folge der Aktivierung des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystems) und besteht aus Schleim, verbrauchten Immunzellen und abgetöteten Erregern. Das erklärt auch, warum manche Infektionen innerhalb von 1 – 2 Wochen scheinbar „von allein“ wieder verschwinden und andere eben nicht. Denn Schnupfen ist eine sogenannte Faktorenkrankheit. D. h., andere Faktoren/ Ursachen beschäftigen und schwächen das Immunsystem, was das Haften und Vermehren von vorhandenen Erregern erst ermöglicht, ihre Bekämpfung so erschwert und die Heilung hinauszögert.

Schnupfenerreger sind nur sehr selten so bösartig, dass sie die Krankheit allein auslösen können. Meist ist es ein Zusammenspiel aus verschiedenen, das Immunsystem hemmenden (immunsupprimierenden) Faktoren. Hierbei handelt es sich sowohl um Grundkrankheiten (Zahn- und Ohrprobleme, andere chronische Infektionen (z. B. Enzephalitozoonose, Syphilis), Tumore, Haarballen, Blasengries, Arthrose etc, als auch um Haltungsfaktoren (Stress durch Änderung der Gruppenzusammensetzung, Umzug, Temperatur und Luftfeuchtigkeit, häufiger Wechsel zwischen Innen- und Außenhaltung, Ammoniak, Rauch etc.) und Medikamentengaben (z. B. Kortison). Haupterreger sind Bakterien (oft Schleimhautbewohner), Viren (z. B. Herpes-, Myxoma-, Adenoviren etc.) und seltener Pilze. In Kaninchennasen wurden bisher mehr als 130 verschiedene Bakterienarten gefunden. Die am häufigsten nachgewiesenen Erreger stammten aus der Familie der Pasteurellaceae (32 %), gefolgt von den Enterobacteriaceae (28 %, typische Darmkeime), den Pseudomonaceae (13 %) und den Staphylococcaceae (12 %). Der häufig verwendete Begriff „Kaninchenschnupfen“ als Synonym für eine alleinige Infektion mit Pasteurellen ist also nicht korrekt und erklärt warum manche Infektionen trotz Behandlung gegen Pasteurellen nicht ausheilen.

Die Erreger gelangen in den Blutkreislauf. Das führt zu zahlreichen Abwehreaktionen des Körpers. Gelingt es dem Immunsystem, die Bakterien an der Vermehrung zu hindern und abzutöten, so hat zwar eine Infektion stattgefunden, es kommt jedoch nicht zu einer Erkrankung.

Ihr Tierarzt wird Ihr Tier gründlich untersuchen und durch gezielte Fragen und ggf. weiterführende Untersuchungen (Blutuntersuchung, Antikörpernachweis, Röntgen, Ultraschall etc.) herausfinden, wie stark der Schnupfen ist und welche anderen Grundprobleme vorliegen und das Immunsystem negativ beeinflussen. Bei starken und/oder hartnäckigen Infektionen wird er eine tiefe Nasenspülprobe entnehmen, um mittels Anzüchtung und ggf. anderen Nachweismethoden (PCR) herauszufinden, welche Erreger beteiligt sind. Bei bakteriellen Infektionen sagt ihm das zugehörige Antibiogramm dann, welche Antibiotika wirksam sind, um das Immunsystem bei seiner Arbeit zu unterstützen.

Bei leichten Infektionen wird Ihr Tierarzt meist nur mit Schleimlösern, ggf. Inhalationen und Immunstimulantien arbeiten und versuchen negative Faktoren weitgehend auszuschalten, um das Immunsystem zu unterstützen. Bei schweren oder chronischen Infektionen kommen dann weitere Maßnahmen, wie die Gabe von Antibiotika (teils über viele Wochen), und die Behandlung anderer Grundkrankheiten dazu. Die Gabe von Medikamenten sollte immer noch einige Tage über die Heilung hinaus erfolgen, damit noch vorhandene Erreger sich nicht erneut vermehren und es zum Rückfall kommt. In manchen Fällen, in denen das Immunsystem durch andere Probleme dauerhaft geschwächt ist oder eine Infektion über langen Zeitraum die Nasennebenhöhlen zerstört hat, ist eine Heilung ggf. nicht mehr möglich. In diesen Fällen wird man versuchen, den Schnupfen so weit wie möglich zu reduzieren, um dem Tier trotzdem noch ein gutes und beschwerdearmes Leben zu ermöglichen. Speziell gegen die nachgewiesenen Erreger angefertigte Impfstoffe, sog. Autovakzine, können ebenfalls hilfreich sein.

Eine Ansteckung eines immunsupprimierten Tieres mit bestimmten Schnupfenerregern durch einen schnupfenden Mensch und umgekehrt ist bei sehr engem Kontakt prinzipiell möglich.

Lassen Sie Ihr Tier, auch wenn es keine Symptome hat, mindestens ein bis zweimal im Jahr untersuchen, damit Grundkrankheiten (Zähne, Ohren, innere Organe, chronische asymptomatische Infektionen) entdeckt und frühzeitig behandelt werden können. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über mögliche Störfaktoren in Haltung und Fütterung und optimieren Sie diese und vermeiden Sie zu engen Kontakt zu Ihrem Tier, wenn Sie selbst erkältet sind.

Fragen Sie Ihre Tierärztin/Ihren Tierarzt.